Dass früher nicht alles besser war und moderne Wissenschaft und Technologie per se schlecht wären, läßt sich gerade am hyperventilierten hype um orange-wine deutlich widerlegen. Dass aber die Wiederentdeckung traditioneller Weinbereitungsverfahren unter Berücksichtigung moderner önologischer standards durchaus sinnvoll sein können, zeigt sich einmal mehr an dem zunehmenden Interesse für Governo aus der Toskana. Bei diesem Verfahren wird ein Teil normal zu einem trockenen Rotwein vergoren, ein anderer Teil der Trauben jedoch über mehrere Wochen getrocknet, angegoren und dann Ende November dem bereits durchgegorenen Wein zugegeben. Damit wird eine zweite Gärung angestoßen, die Aromatik verändert sich stark in Richtung hochreife Früchte, der Wein erhält eine extraktreiche Restsüße bei milder Säure. Diese Technik, genauer "Governo all uso toscano" genannt, erinnert selbstverständlich an das Amarone-Verfahren, wurde aber bereits im 19. Jahrhundert von Barone Ricasoli erfunden und danach viele Jahrzehnte bei vielen Chianti-Weinen praktiziert, um heute wieder entdeckt zu werden. Einer der jungen Pioniere für modernen Governo Toscana sind Vater und Sohn Valiani mit ihrem Weingut Terrescure. Erst seit drei Jahren auf dem Markt, erzielen sie bereits überragende Erfolge, 97 bzw. 99 Punkte für quasi Erstlingsweine können sich sehen lassen.